Kulturwissenschaftliches Filmen im Umbruch

Die Filmarbeit von Edmund Ballhaus

Peter Gürge

Dissertation

Mainz 2000


Der Autor untersucht die Strategien und Konzepte des Göttinger Kulturwissenschaftlers Edmund Ballhaus, der mit seiner Filmarbeit die Entwicklung des wissenschaftlichen Films seit Mitte der achtziger Jahre maßgeblich beeinflußte. Detaillierte Analysen seiner ersten zwölf, in den Jahren 1986 bis 1996 entstandenen Filme verdeutlichen seine Abkehr von überholten inhaltlichen und methodischen Standards und die Entwicklung eines eigen-ständigen Typus des kulturwissenschaftlichen Films. Dieser rückt den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung und erteilt den Gefilmten selbst das Wort. Damit wurde sowohl dem klassischen Erklärdokumentarismus des Fernsehens als auch dem distanzierten Dokumentationsstil des Instituts für den Wissenschaftlichen Film (IWF) ein neues Modell gegenübergestellt. Darüber hinaus löste sich Edmund Ballhaus von der traditionellen Arbeitsteilung in Hinblick auf Recherche, Konzeption und Umsetzung und ersetzte sie durch den selbstfilmenden Wissenschaftler, der für alle Arbeitsschritte einer Filmproduktion allein verantwortlich ist. Seine bereits 1987 veröffentlichten Forderungen verwirklichte er nicht nur in seinen Filmen, sondern auch mit der Gründung der Gesellschaft für den kulturwissenschaftlichen Film (GfkF) und der Einrichtung eines Studienganges Visuelle Anthropologie in Göttingen. In die Untersuchung einbezogen wurde eine im Anhang des Buches wiedergegebene Befragung des Filmautors, welche die Analyse um interessante Details sowohl in Hinblick auf die Entstehungsbedingungen einzelner Filme als auch auf seine persönlichen Überzeugungen und Beweggründe ergänzt.