Schiffe entstehen im Himmel

Edmund Ballhaus

Edition Temmen Bremen 2018

320 Seiten

19,90€

Bei Interesse melden Sie sich gerne unter:

ballhaus@aol.com


Schiffe entstehen im Himmel  

 

Schauplatz der über 30 Geschichten dieses Text-Bildbandes ist die Seehafenstadt Emden. Hier hat sich der Kulturwissenschaftler und Filmemacher Edmund Ballhaus auf Spurensuche begeben. Was er bei seinen mehrjährigen Recherchen herausfand, hat er zu spannenden Zeitreisen in das Hafenleben des vergangenen Jahrhunderts verarbeitet.
Die dokumentarischen Erzählungen und ca. 300 Fotos führen uns unter anderem in den Bauch alter Schiffe, auf die Ladekräne der Stauereien, zu den Packerinnen der Fischereibetriebe und zu den Schiffsbauern der großen Werften

Vorwort:

 

Kaum ein anderer Ort weckt so intensive Gefühle in uns wie der Hafen. Er ist Sehnsuchtsort, Transitraum, Ort der Ankunft, mehr noch des Abschieds. Ein magischer Übergangsort zwischen Heimat und Ferne, ein kontraststarkes Nebeneinander von Arbeit und Vergnügen, von Heiterkeit und Melancholie. Ein mit vielen Bedeutungen belegter Ort.

 

Das gilt auch für den Hafen, um den es in den Geschichten und Abbildungen dieses Buches geht. Er verläuft durch einen großen Teil der ostfriesischen Stadt Emden und hat über die Ems Zugang zur Nordsee und den Meeren der Welt. In diesem Hafen habe ich mich auf Spurensuche begeben. Voller Neugier auf das, was er mir zu erzählen hatte.

 

Tatsächlich offenbaren Orte erst dann ihre Seele, wenn wir die Menschen finden, denen diese Orte vertraut sind. Sie zu suchen und ihnen dann zuzuhören, kostet viel Zeit, ist aber gleichzeitig ein großes Abenteuer. In diesem Fall war es eine Zeitreise in eine Welt, die noch vor wenigen Jahrzehnten Arbeits- und Lebensraum für Tausende von Anwohnern und Arbeitern war.

 

Als ich in der Vergangenheit ankam, sah ich unzählige Menschen – nah, mitten im Leben – bei einer der vielfältigen Arbeiten im alten Hafen: Auf einer der drei Werften, in der Fischindustrie, beim Verladen von Erz, Kohle, Holz, Getreide. Und ich begab mich mit Seeleuten in das Nachtleben einer Stadt, das ganz und gar vom Hafen geprägt war. Vor allem aber erlebte ich einen Ort, an dem Schweiß floss – einen schmutzigen, lauten und gefährlichen Ort. Aber er war den Menschen vertraut, sie fühlten sich dort gefragt und gefordert. Der Hafen verschaffte ihnen Lebenssinn und Identität.

 

Die Erinnerungen der Zeitzeugen, die eine lange Zeit ihres Lebens am oder auf dem Wasser verbracht haben, waren die Grundlage für die Geschichten dieses Buches. Bei den so zahlreichen Handlungsorten musste ich mit immer neuen Personenkreisen sprechen, um den Schlüssel zu den jeweiligen Themen und zu einer Erzählform zu finden, die sich an die historische Wahrheit hält und doch in Teilen auch der Phantasie entspringt. Wichtig war mir am Ende vor allem eins: Der Vergangenheit so nahe zu kommen, dass diejenigen, die den alten Hafens selbst noch erlebt haben, bestätigen können: „Ja, genau so war es. Ich sehe es vor mir, als sei es gestern gewesen!“

 

Dabei helfen auch die historischen Abbildungen, die sich allmählich zu einem wahren Schatz zusammenfanden. Sie geben den Erzählungen über eine längst vergangene Welt ein Gesicht, sie veranschaulichen und verdichten das, was Worte nicht vermitteln können. Zusammen sind Geschichten und Fotografien das „Fenster zum Hafen.“

 

Während meiner Recherchen war ich jedoch nicht nur auf den Spuren des alten Hafens unterwegs. Ich lernte diesen sehr besonderen Ort auch so kennen, wie er sich heute präsentiert. Und ich fotografierte ihn so, wie ich ihn sah und wie ich ihn fühlte. In starkem Kontrast zu seiner eigenen Vergangenheit. Zwischen einem Ort, an dem Tausende von Arbeitern und Anwohnern Tag für Tag ihren Lebensunterhalt verdienten, und der menschenleeren oder von Touristen eingenommenen Hafenlandschaft der Gegenwart scheinen Welten zu liegen. Und dabei erzählen die Geschichten und Bilder von einer Zeit, die nur 50 oder gerade einmal 60 Jahre zurückliegt.

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